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George Gessler - Ihr Besuch im Atelierhaus
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Symbolgestalten, die den Betrachter herausfordern

Ge-Gessler-Retrospektive — drei Ausstellungen in Bubikon und Rüti

Der Zürcher Oberländer am 1989-09-19
AutorIn: Susi Hofmann / zo / Bilder: sh / zvg

«Ge Gessler» steht für Georg Gessler. An seinem 65sten Geburtstag kann der Künstler auf ein reiches OEuvre zurückschauen. Dank der Initiative einer Einzelperson ist es nun möglich geworden, an drei parallel laufenden Ausstellungen einen Überblick über sein Schaffen zu gewinnen: im Ritterhaus Bubikon, in der Galerie Pavillon in Bubikon und im Amtshaus Rüti.

Georg Gessler - besser bekannt unter dem Pseudonym «GeGe» - ist seit 1954 freischaffender Künstler. Sein Atelier hat er seit 1970 in Offenbach. Aufgewachsen ist er in Zürich; ausgebildet wurde er zum Bühnenbildner.Aufenthalte in Paris und im Maggiatal, Studienreisen nach Nordwestpakistan, Südmarokko und weitere Destinationen prägten seinen Ideenreichtum. Kunstreisen von Ravenna, Venedig über Istanbul bis in die Sahara inspirierten den Künstler während seiner Laufbahn. Eine lange Liste von Ausstellungen in der Schweiz und in Deutschland zeugt von der regen Tätigkeit des Malers.

Bilder, die «widerhallen»

Wer Georg Gessler begegnet, freut sich über sein unkompliziertes, bescheidenes Auftreten. Der eher kleingewachsene Mann mit Bart kam mit Frau und Kind an seine Vernissage, erlebte die ihm zu Ehren gehaltenen Reden mit still empfundener Rührung. Anlässlich der Ausstellungseröffnung im Ritterhaus Rubikon spielte, ihm zur Freude, das Ensemble «I Pifferari» (Die Schalmeispieler) mit Krummund Gemshörnern Lieder und Tänze aus Mittelalter und Renaissance.

Hermann Siegenthaler beabsichtigte mit seiner Laudatio, die zahlreichen Besucher auf die Ausstellung vorzubereiten. Viele versuchten den Inhalt der Bilder Gesslers in die Sprache umzusetzen, was die Betrachter um das Kunsterlebnis selbst bringen könne, meinte Siegenthaler. Der Künstler mache es einem scheinbar leicht, die Inhalte seiner Werke scheinen eindeutig zu sein. Doch wenn sich seine Bilder tatsächlich in Sprache umsetzen liessen, würde der Künstler das Geschriebene vorziehen. «Es liegt an Ihnen, sich auf das Angebot Gesslers einzulassen., forderte Siegenthaler vehement. «Sich auf ein Bild einlassen heisst: bei ihm verweilen, Musse und Zeit dafür haben.. So entstehe ein «Widerhall» und im Innern des Betrachters ein neues Bild.

Zudem brauche es Mut, sein Intimstes an einer Ausstellung preiszugeben, meinte Siegenthaler weiter. Und: Menschen seien einer Bilderflut ausgesetzt, und die Künstler hätten ihre eigenen Bilder in diese Flut zu stellen. Und doch seien die Menschen bildlos geworden, die Maschine sei an die Stelle der Bilder getreten. Der Künstler aber wolle den Menschen wieder dem Bild zuführen.

Monumental und gewaltig

Die drei fast gleichzeitig eröffneten Ausstellungen im Ritterhaus Bubikon, im Amtshaus Rüti und in der Galerie Pavillon in Bubikon veranlassen zu Vergleichen; Im Ritterhaus ist die eindrücklichste Atmosphäre entstanden, im Amtshaus hängen jene Werke, die mich am längsten beschäftigten, und die Galerie Pavillon hat am klarsten, nach Mal-und Ausdrucksart gegliedert, was dem Betrachter den Zugang erleichtert.

Monumental und gewaltig brechen zunächst diese veräusserten Prozesse des Malers auf den im Vergleich dazu kleinen Betrachter ein: soviel Religiosität, soviel Symbolgehalt, so starke Farben, Kontraste und Leuchtfelder, so harte, geometrisierte Unterteilung, so eindeutige Konturen und so üppige Weltlichkeit, die den Kreis zu sakralen Gestalten wieder schliesst Doch mit zunehmendem Kennenlernen des Ottenbachers entdeckt man den «menschlicheren» Künstler, denjenigen, der auch Landschaften aus der Provence in Öl malt In Aquarellbildern mischt sich eine zarte Magie bei; gesteigert ins Phantastische wird sie, wenn Gessler eine südmarokkanische Stadt in Harzöl zum Turmgebilde komponiert.

Dieses eigenartige Aufbauen einer Stadt in der Stadt, die Betonung der Kuben der Häuser durch eine Art Mal-Konstruieren, das Vereinfachen, die Reduktion auf die Grundform, oft auch das tatettenhafte, kantige Aufsplittern - all dies ist auch in anderen Kompositionen feststellbar. Da sind die fensterlosen Kuben in Roussillon, dort der blaue Hafen in Marokko, in Paris spannt sich der Eiffelturm übers Wasser; Mit raffinierter Technik wird die Landschaft in eine Überhöhung gesteigert, um Vision und Wirklichkeit miteinander zu verbinden.

Zwischen Selbstdisziplin und Eruption

Gesichtslose Artisten in einem Harzölbild aus„ dem Jahr 1988 zeigen den neuen Ge Gessler, jenen' Gessler, der die Farben wiederentdeckt hat, jenen auch, der die splittrigen, kubistischen Gliederungen zugunsten neuer Rundungen, weich fliessen, der Rhythmen aufgibt. Immer noch ist da die künstlerische Auslegeordnung vorhanden, auch. der Drang nach expressiven Farben, die Selbstdis-;: ziplin auch, dem Farbenzirkel treu zu bleiben. Wie in «Mittsommernacht» (Ritterhaus) ist auch in «Orphée» (Amtshaus) eine religiöse Weltlichkeit zu erkennen.

Trotz der strengen Stilisierung der Menschen sind sie der Figürlichkeit zugeordnet, trotz der Schematisierung ihres Ausdrucks haben sie eine urtümliche Verbundenheit mit typischen Charak tereigenschaften. «Warten - die drei Lebensalter» zeigt bildhaft das Reifen und die Vergänglichkeit eines Menschen. Symbolhaft wirken die drei Frauen, markant geformt, sinnlich jung und unbeschönigt alt. Symbole können auch zur Qual wer¬den: Bilder aus den siebziger Jahren drängen mit Blitz und Donner den Betrachter in die Schranken. Popartige Eruptionen helfen hier dem Künstler, das Unbehagen zü schüren.

Rätsel, die es zu lösen gilt

Schalk mischt sich bei, wenn Gessler eine «Hom¬mage an Fellini» malt Eine «Pieta» daneben, streng gegliedert durch das rote Kreuz, wie auch der alles übertünchende Strahl in «Rufer in der Wüste» fordern auf, Zusammenhänge religiöser und weltlicher Art zu erkennen. Der Bildinhalt wird trotz der Figürlichkeit zum Rätsel, das es zu lösen gilt. Vieles scheint hier vom Unbewussten dirigiert zu sein, als Symbiose wohl von Erlebtem und Erahntem. Das eigentliche Malerische wird daher kaum mehr beachtet - das ist hier die Gefahr.

In eine Phase zurück im Leben des Malers geht die Bildfolge «Passion». Schwere Zeichenbilder mit tiefer religiöser Ausstrahlung zeigen eine offene Auseinandersetzung mit biblischen Themen (im Rittersaal in Bubikon). Die totale Flächengliederung stellt Gessler in seinen Aquarellen vor (Galerie Pavillon). Zu sehen sind ausserdem Linol-, Holz-, Holzlinol-Schnitte, Aquatinta-Arbeiten, Radierungen - der Künstler «GeGe» ist in dieser umfassenden Retrospektive facettenreich zu erleben. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 15 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag 15 bis 18 Uhr. Die Ausstellung dauert bis 1. Oktober.
Susi Hofmann

Rahmenveranstaltungen zur Ausstellung

zo. Am nächsten Sonntag um 10.30 Uhr findet in der Galerie Pavillon in Bubikon mit der Schriftstellerin Hanna Johansen ein Bild-Literaturdialog statt Ein ökumenischer Gottesdienst und eine Führung durch die Ausstellung von Ge Gessler im Ritterhaus Bubikon sind für nächsten Freitag angekündigt. Am 27. September ist ausserdem im Rütner Amtshaus ein Werkfilm zu den Werken Ge Gesslers zu sehen.


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