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George Gessler
George Gessler - Ihr Besuch im Atelierhaus
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Momente des Lebens

Der Ottenbacher Künstler Ge Gessler stellt im Haus der Stille sein Lebenswerk au

Anzeiger Bezirk Affoltern am 1999-08-27
AutorIn: Urs Boiler / Bilder: zvs

Sein Markenzeichen ist GeGe. Es steht für George Gessler. Ihm ist das Malen gegeben. Als Bühnenbildner hat er angefangen. Heute lebt er als freischaffender Gegenwartskünstler in unserer Gegend. Das Haus der Stille und Besinnung in Kappel nimmt den 75. GeGe-Geburtstag zum Anlass, Bilder aus verschiedenen Perioden seines reichhaltigen Schaffens in den Räumen der ehemaligen Klosteranlage auszustellen.

Zum Teil werden sie auch in der Kirche zu sehen sein, wo man in einer Seitenkappelle — wissentlich oder nichts ahnend — den Ahnen Gesslers gegenübersteht. Die Ritter von Brunegg dürfen sich auf die Zwiesprache mit ihrem malerischen Nachkommen freuen: Vom 3. September bis Ende Oktober 1999.

Gege hat im Lauf seines Lebens viele Gegenden der Erde bereist und dabei kein Auge zugedrückt. In seinen Bildern vergegenwärtigt er landschaftliche, menschliche und unmenschliche Gegebenheiten. Das Leben im weitesten Sinn ist der Gegenstand seines Schaffens. Er nimmt auch wahr, was man lieber nicht wahr haben möchte. Er durchschaut das Vorgegebene, verwischt die Gegensätze nicht und befragt das Gegenwärtige auf seine Zukunftsfähigkeit.

So manch bezaubernde Stadt entpuppt sich bei genauerem Hinsehen zugleich als ein Mahnmal. Und gleich wie sich Geges Kürzel durch die Alltagsprache zieht, enthalten all die Momente des Lebens, die er ins Bild umgesetzt hat, unverkennbar sein Markenzeichen. Ihm sind Form und Farbe wichtig, ganz gewiss. Aber er malt nicht pro forma. Die Aussage steht im Mittelpunkt. Und gegebenenfalls arbeitet er an einem Motiv bis Ausdruck und Gehalt zur Einheit finden.

Es ist nicht einfach, Gege's umfangreiches Werk auf einen Nenner zu bringen. Momente des Glücks und der unbändigen Lebensfreude sind darin ebenso zu finden wie Momente der Wut, der Trauer und der Angst. Das Leben in seiner zerbrechlichen Schönheit ist das Thema seiner Bilder und der eigentliche Gegenstand seines Schaffens. Hier im ursprünglichen Wortsinn als das Gegenstehende gemeint. Er malt, was seiner Wahrnehmung entgegenkommt und gegenübertritt. Auch das, was seiner Uberzeugung entgegensteht. Er deckt mit seinen Farben nicht zu, sondern auf. Die Schandflecken der Zivilisation beschönigt er nicht und nimmt sich die Narrenfreiheit, auch auf das Ungereimte hinzuweisen. Nicht um den Teufel an die Wand zu malen. Er tut es vielmehr als geistesgegenwärtiger Zeitgenosse: Damit die Hoffnung nicht verlorengeht und der Zug in die Zukunft nicht abfährt ohne uns. Von daher ist es nicht erstaunlich, dass Bahnhofmotive und Bilder aus der Zirkuswelt in seinem Denken und Schaffen einen wichtigen Platz einnehmen.

Leuchtspuren

Ein Sinnbild aber scheint mir für Gege und sein Werk besonders typisch: Der Turm. In ganz unterschiedlicher Gestalt finden sich Türme in allen Schaffensperioden. Sie tauchen buchstäblich auf, heben sich ab vom Gewohnten und allzu Vertrauten. Sie ragen empor: Als Wahrzeichen der Religionen, als Schutz und Wehrtürme, als Wacht- und Leuchttürme; aber auch als Kühltürme von Atomkraftwerken und als Ausdruck babylonischer Verwirrung. Geges Türme zeigen auf. Als Kirchtürme und Minarette weisen sie hin auf das Verbindende zwischen den Religionen und erinnern an ihr oberstes Gesetz: Die bedingungslose Ehrfurcht vor allem Geschaffenen und seinem Schöpfer. Die Religionen haben Hinweischarakter und wie die Türme zugleich eine Schutzfunktion, die es wahrzunehmen gilt.

Ganz im Gegensatz dazu sind die Kühltürme Ausdruck unkontrollierbarer Macht und menschlicher Kompetenzüberschreitung. Wie jedes echte Symbol versinnbilden Geges Türme sowohl die bedrohlichen Aspekte des Lebens als auch die hoffnungsvollen Möglichkeiten. Was lösen sie beim Betrachter aus? Geht ihre Botschaft ins Auge? Und führt sie über die sinnliche Wahrnehmung zur Sinnesänderung? Gege scheint sich diese Frage selbst zu stellen. Und vielleicht ist es nicht zufällig, dass er erst verhältnismässig spät — im Jahre 1995 — dem Turm als eigenständigem Motiv eine ganze Serie gewidmet hat: Dem Leuchtturm im Meer, der seine einstige Bedeutung längst verloren hat.

Einsam steht er da und lässt sich vom Mond bescheinen. Seine eigene Leuchtkraft scheint erloschen. Die modernen Schiffe haben ihn nicht nötig. Sie verlassen sich auf die Instrumente des Fortschritts und der technischen Perfektion. Dennoch gibt er seinen Posten nicht auf und ist bereit, den Wellen standzuhalten und den Modeströmungen zu trotzen. Ganz in sich selbst verankert steht er da. Verwinkelte Treppen deuten den Weg an, der nach innen führt. Nicht leicht hineinzukommen. Aber die einzige Möglichkeit, den Halt in sich selbst zu finden und die Leuchtkraft zu bewahren in einer Zeit und Welt, die trotz modernster Navigationsmittel nach Orientierung lechzt. Gege sucht und braucht den Turm, den Rückzug und die Einkehr, um die zerbrechliche Schönheit dieser Welt mit den Augen der Hoffnung zu malen. Ich hoffe und wünsche, dass seine leuchtenden Bilder möglichst vielen Menschen «heimzuleuchten» vermögen. Urs Boiler


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