sein Werk
Bericht v. U. Bonvin
Am Vormittag erledige ich gerne «Handwerkliches»: Arbeiten in der Malerwerkstatt wie Farben anmachen, Zeichnen, Skizzieren oder, zur Entspannung, Reparatur- und Schreinerarbeiten an meinem alten Haus. So wenig opulent das Mittagessen auch ausfallen mag, so wichtig ist mir die Kaffeepause danach. Mit einem Glas Cognac setze ich mich ins «Türkenstübli», blättere in Kunst-und Reisebüchern und träume den alten Traum von einem Atelier in Paris und einem zweiten an der Cöte d'Azur. Und im aufsteigenden Rauch der Pfeife entstehen farbige Bilder, Visionen; Erinnerungen nehmen Gestalt an - lösen sich wieder auf. Zurück bleibt ein, trotz ungelebten Träumen, zufriedener älterer Maler in einem alten Haus, in einem mittelständischen Dorf, in einem Land mit engen Grenzen. Die Weltstadt und das mediterrane Leben bleiben im Kopf. |
In früheren Jahren habe ich oft für längere Zeit im Ausland gelebt. Dank Studienaufenthalten in Indien, Pakistan, der Sahara und Marokko wurde meine Liebe zur islamischen Welt geweckt, wurden meine Kenntnisse und mein Verständnis vertieft. Ich war unterwegs - und ich war auf der Suche. Je mehr ich fand, desto intensiver suchte ich: war es nach dem geheimnisvollen Timbuktu, das bis in die jüngste Zeit jedem Christmenschen verschlossen blieb, war es nach dem sagenhaften Eldorado, wo der Menschheit liebstes Metall verborgen liegt, oder dem verschwundenen Atlantis, dem nie geschauten Inselreich auf dem Meeresgrund? Oder war es immer nur die Suche nach mir selbst? Heute bin ich sesshaft geworden. Nach wie vor fahre ich jedoch einmal pro Jahr für einen Monat in die Provence und während den Sommerferien leite ich Aquarellkurse für Jugendliche in Sanary bei Toulon. Die Arbeit mit jungen Menschen macht mir Freude und bedeutet zugleich eine echte Herausforderung. Es herrscht ein ungezwungenes Leben; geschlafen wird in einem grossen Zelt und bei den gemeinsamen Mahlzeiten entstehen oft interessante Gespräche. Daneben wird ernsthaft und hart gearbeitet. Ich mag das einfache Leben. Ich habe mit meiner Familie schon alternativ gelebt, als dieser Ausdruck noch kaum jemandem ein Begriff war. Als wir im Jahre 1958 im Maggiatal ein kleines Grotto (Weinkeller) zu einem bescheidenen Heim ausbauen konnten, haben wir lange Zeit ohne Strom gelebt. Meine Söhne haben ihre Schularbeiten jeweils beim Schein der Petroleumlampen geschrieben. Gekocht wurde jeweils auf einer Feuerstelle vor dem Haus; eine Wasserleitung, die zum Haus führte, war unser einziger Luxus (Garten-Schlauch). Von U. Bonvin aus der Publikation: |
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George Gessler - Ein Leben in Bildern
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